Text und Bilder von Joël Hafner
Slowenien aus einer Laune heraus.
Es ist fast Wochenende und ich bin auf der Suche nach einer Beschäftigung. Wo bin ich noch nie Motorrad gefahren? Ich frage mich, wie die Straßen in Slowenien wohl sind. Ich erinnere mich an einen Artikel in der MOTORRAD, über kurvige Landstraßen und schöne Pässe im beschaulichen Alpenstaat. Und so ist der Entschluss gefasst.

Nach einer anstrengenden Woche habe ich keine Lust, am Freitagabend zu fahren. Also mache ich mich Samstagmorgen auf den Weg. Österreichische Autobahnen sind manchmal ganz schön anstrengend. Zufälligerweise habe ich den Jackpot geknackt und die Verkehrsbehörden beschließen, einen Tunnel buchstäblich vor meinen Augen zu sperren. Ich bin fast der Erste in der Schlange, aber nach dem Anbruch der zweiten Stunde bedeutet das nicht mehr viel. Ich wünsche, ich hätte die Möglichkeit umzukehren, aber stattdessen vertreibe ich mir die Zeit bei einem Plausch mit ein paar Briten, die auf dem Weg zur MotoGP in Spielberg sind.
Nachdem der Tunnel schließlich freigegeben wird, schwöre ich den Autobahnen ab und mache mich auf den Weg zu den scharfen Ecken Österreichs. Ein handfestes Ziel gibt es von vornherein nicht. Nachdem ich am großartigen Paulitschsattel ankomme, lege ich mir ein paar Optionen für die Übernachtung zurecht. Eine davon behalte ich als Ziel im Hinterkopf und beschließe, dass ich im Fall der Fälle einfach wild campen werde. Am Ende übernachte ich auf einem perfekten kleinen Campingplatz mitten im Wald. Mit 10 € ist die Nacht vielleicht etwas teurer als erwartet, doch immerhin bietet der Besitzer mir die Möglichkeit, in einer süßen kleinen Holzhütte zu schlafen. Da ich gerne draußen schlafe und sich eine wunderbar laue Sommernacht ankündigt, entscheide ich mich jedoch dagegen. Ein unbeaufsichtigter Hund beaufsichtigt mich im Halbdunkel beim Errichten meines Zeltes. Meine Stirnlampe erleuchtet die unmittelbare Umgebung um meinen Kopf herum. Die ruhige Präsenz des großen Schäferhundes ist fast schon ominös, doch er leistet mir gute Gesellschaft. Schlussendlich verschwindet er so mysteriös wie er aufgetaucht war.

Slowenien ist schöner, als ich in aller Ehrlichkeit erwartet hatte. Das große Highlight der beiden Tage ist natürlich die Mangartstraße, doch der lange Weg dorthin über den wunderschönen Vrsic entpuppt sich als fast noch besser. Die Mautstraße am Mangart soll eigentlich 10 € kosten, aber da ich an der Schranke nicht genug Münzen zusammenkratzen kann, erlauben mir die Mitarbeiter der Mautstelle gnädigerweise die kostenlose Durchfahrt. Vielleicht hatten sie meine heranbahnende Verzweiflung erkannt. Den Mangartsattel habe ich noch nie befahren, ihn auszulassen wäre eine große Enttäuschung.

Als ich dem Gipfel entgegenfahre, überlege ich vor mich hin, ob ich es vielleicht über die legendäre Großglockner Hochalpenstraße nach Hause schaffen kann. Sie liegt weitab vom Mangart und stellt einen beträchtlichen Umweg dar. Der Gedanke lässt mich nicht los. Ich will es unbedingt versuchen. Und so fahre ich zügig und ohne anzuhalten die 160 km bis zum südlichen Mauthaus des Großglockners. Der Plan geht auf: Nur wenige Minuten bevor die Schranken für den Tag endgültig schließen, nehme ich mein heiß ersehntes Ticket entgegen. Die Fahrt nach Sonnenuntergang über den legendären Pass ist wahrlich ein besonderes Erlebnis. Es ist kein anderer Mensch zu sehen, weder auf zwei Rädern noch auf vier. Von der Edelweißspitze aus sehe ich gerührt zu, wie der Rest des orangefarbenen Lichts über Zell am See verschwindet. Es stehen mir noch über drei Stunden Rückfahrt nach München bevor. Auf dem Heimweg durch die Dunkelheit erfasst mich die Wertschätzung für die Freiheit, solche Kurzausflüge unternehmen zu können. Das war wirklich eine wertige Art, ein Wochenende zu verbringen.

Diese Geschichte stammt aus dem August 2023.
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